Der Rat der Götter

Copyright 2009 Bernhard Ka

 

Einst saßen die Götter im Olymp zusammen, um zu überlegen, wo sie die Liebe vor den Menschen verstecken könnten.

Einer machte den Vorschlag, sie auf einem hohen Berg zu vergraben.

Da lachten die anderen Götter nur und meinten, die Menschen sind viel zu neugierig, als dass sie sie dort nicht finden würden.

Ein anderer meinte, sie im tiefsten Ozean zu versenken, das Versteck würde bestimmt sicher sein und kein Mensch würde sie je dort finden.

Wiederum lachten die anderen Götter nur und meinten abermals, dass die Menschen sie auch dort finden würden.

Da sprach der Jüngste unter ihnen, die Liebe im Menschen selbst zu verstecken, dort würden sie am wenigsten suchen.

Die Götter schauten sich verblüfft an und befanden diese Idee als die Beste.

 

 

Wie der Tod versuchte zu sterben 

Copyright 2009 Bernhard Ka

 

Dem Tod war es leid, immer der Tod zu sein. 

Er fühlte sich müde, leer und schwach nach all den vielen Jahren, in denen er immer das gleiche Elend sah. 

Seine Füße taten ihm weh, von den langen Wanderungen auf blutge -tränkten Wegen, die voll mit Leichen waren. 

Er konnte den Gestank der Verwesung nicht mehr riechen. 

Wollte nicht mehr die salzige Luft schmecken müssen, die erfüllt war von all den geweinten Tränen. 

Nicht mehr das Weinen der Kinder und das Klagen der Mütter hören. 

Nie wieder in die verzweifelten Augen der hoffnungslosen Menschen sehen. 

Er wollte sterben.

Aber es war nicht einfach für den Tod, zu sterben, er war der Tod. 

Er wusste nicht wie es war, tot zu sein. 

Wie konnte er es wissen, wenn er leben nicht kannte. 

Er versuchte zu leben, aber wie  er es auch anstellte, es gelang ihm nicht. 

Würde er anfangen zu leben, würde er nicht mehr der Tod sein, niemand würde mehr sterben. 

Das bedeutete, dass er nicht sterben konnte, denn es gäbe den Tod nicht mehr, aber genau das wollte er – sterben. 

Die Lage schien aussichtslos.

 

 

Werbung – meine Religion 

        Copyright 2009 Bernhard Ka       

                                                                                                

Als ich neulich vor meinem neuen Plasma Fernseher saß, stellte ich mir vor, wie es wäre, ohne Werbung zu leben. 

Würde ich mich zurechtfinden in einer Welt, in der mir niemand sagte, was ich kaufen sollte und was nicht? 

Würde ich leben können ohne das mir gesagt wurde, welche Zigarette ich rauchen müsste oder welches Bier mir schmecken sollte? 

Könnte ich meiner Frau zutrauen alleine zu entscheiden, welches Waschpulver sie benutzen sollte, um meine Hemden strahlend weiß zu bekommen? Wüsste ich, welches Handy das Beste wäre, welches Auto wir fahren, welche Versicherung ich abschließen sollte?

Könnte ich es ertragen, nicht zu wissen, wo ich den Preis fast immer herunterhandeln könnte?

Mir niemand sagt, welche Zahnpasta, welche Seife ich gebrauchen sollte.

Ohne jegliche Information, ob ich auch den Besten Küchenreiniger anwende.

Nicht zu wissen, ob ich den richtigen Brotaufstrich aß, den schmackhaftesten Kaffee trank, das Beste Duschgel benutze.

Es wäre furchtbar für mich, nicht zu wissen welche Limonade, welche Säfte ich trinken, welches Aftershave ich verwenden sollte.

Mich überkam eine Horrorvision, allein auf mich gestellt, eine eigene Entscheidung treffen zu müssen. Völlig objektiv zu beurteilen, was gut oder schlecht, richtig oder falsch wäre. Das würde das Ende für mich sein. Ich war mir sicher, ohne Werbung fand ich mich nicht zurecht.

Mir wurde klar, dass ich sie brauchte, wie der Alkoholiker seinen Schnaps. Es war, woran ich mich festhielt, ja aufbauen konnte - die Werbung - meine Religion. Ohne Werbung war ich aufgeschmissen, völlig ziel- und willenlos, ein Spielball des Konsums.

Ich geriet in Panik und versuchte diesen Gedanken, so schnell wie möglich zu verdrängen. Mir wurde bewusst, dass es ohne Werbung kein Leben für mich auf Erden gab. "Gesegnet sei sie"! Nur sie gibt mir die Kraft und den Glauben, das Richtige in dieser Welt zu erkennen.

Ich erwachte schweißgebadet aus dieser Horrorversion. Zum Glück lief noch der Fernseher und er zeigte mir, wie glücklich doch Kühe sein können, wenn sie lila angestrichen waren.

Gespräch der Zeiten

Copyright 2010 Bernhard Ka

 

Die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft saßen einträchtig beieinander und diskutierten wieder einmal über ihr Lieblingsthema, wer denn von ihnen die wichtigste Zeit für die Menschen sei.

„Natürlich ich“, protzte die Zukunft großmäulig heraus", „denn nur in meiner Zeit entwickelt sich alles Neue und der Fortschritt kommt voran.“

„Ha, dass ich nicht lache“, höhnte die Vergangenheit. „Dich gäbe es gar nicht, ohne mich? Denn ohne meinen Erfahrungen und den daraus hervorgehenden Entwicklungen würdest du gar nicht vorkommen. Ich bin viel wichtiger als du.“

„Ach was“, entgegnete die Zukunft. „Deine Erfahrungen sind alle Schnee von gestern und längst überholt. Die Menschen richten den Blick in die Zukunft. Vergangenes ist vorbei, nicht mehr zurückzuholen“.

„Da magst du vielleicht recht haben, aber meine Stärke ist die Erinnerung. Ohne sie, wären die Menschen um ein Gefühl ärmer. Aus der Erinnerung können sie Hoffnung schöpfen", erwiderte daraufhin die Vergangenheit.

„Das ist doch nur Gefühlsduselei“, spottete die Zukunft. „Erinnerungen lassen sich nicht mehr ändern, es ist totes Gehölz. Da sind die Menschen bei mir besser dran, denn meine Stärke ist die Veränderung. Sie lernen zwar aus der Vergangenheit, aber nur in der Zukunft können Sie ihr Leben verändern. Und die Hoffnung auf eine bessere Welt kann ich ihnen auch geben“, prahlte die Zukunft.

„Alles was die Menschen in deiner Zeit falsch gemacht haben“ und dabei schaute die Zukunft der Vergangenheit fest in die Augen, „können sie in meiner Zeit besser machen. Es ist unumstritten, dass ich die wichtigste Zeit für die Menschen bin“.

Die Gegenwart, die die ganze Zeit andächtig dem Disput zugehört hatte, hielt die Zeit gekommen sich zu diesen Thema zu äußern.

„Meine lieben Freunde“, begann sie bedächtig ihre Ausführung, „nachdem ich euch nun eine ganze Weile zugehört habe, bin ich der Meinung, dass keiner von euch beiden die wichtigste Zeit im Leben der Menschen ist.“

„So, na wer soll es denn sonst sein, wenn nicht ich“, entgegnete die Zukunft vorlaut.

„Du, meine liebe Zukunft, spielst schon eine wichtige Rolle im Leben der Menschen. Durch dich werden Visionen Wirklichkeit, Veränderungen bestimmen deinen Alltag. Das ist deine Stärke, zweifellos. Deine große Schwäche aber ist, dass in deiner Zeit nichts Bestand hat. Eben noch getroffene Entscheidungen der Menschen, können noch im selben Moment von ihnen umgestoßen werden. Deine Zeit ist immer ungewiss und bringt den Menschen Sorgen. Du kannst viel versprechen, aber halten nur das Wenigste, weil du nicht das Schicksal bist. Dem Schicksal kannst du nichts entgegen bringen. Dafür reicht deine Befugnis nicht aus.“

Die Zukunft hörte andächtig die Worte der Gegenwart und äußerte sich erstmal nicht weiter dazu.

„Dann bin ich die wichtigste Zeit für die Menschen“, rief die Vergangenheit kleinlaut.

„Auch du, bist nicht die wichtigste Zeit für die Menschen. Deine Zeit lebt nur von der Erinnerung und lässt sich nicht mehr verändern. Einmal Geschehenes ist unwiderruflich verloren. Aber, dass ist gut so. Denn die Menschen brauchen die Erinnerung, um nicht zu vergessen, sonst würden sie die Hoffnung verlieren.“

„Ja aber, was ist dann die wichtigste Zeit für die Menschen“, fragte die Vergangenheit verlegen.

„Ich bin die wichtigste Zeit“, antwortete die Gegenwart bescheiden.

„Du! Warum ausgerechnet du?“, platzte die Zukunft ungehalten raus.

„Warum ausgerechnet ich, willst du wissen? Weil ich beide Zeiten in mich vereine. Ich bin die Vergangenheit von der ich zehre und ich bin die Zukunft in die ich mich ergebe. Nur in der Gegenwart kann der Mensch wirklich sein was er ist.

Die Vergangenheit bringt überliefertes in die Gegenwart, um es in der Zukunft anzuwenden. Ich bin der Transmitter der Zeiten.

Ich bin die wichtigste Zeit der Menschen. Nur wer in der Gegenwart lebt wird glücklich sein. Es nützt nichts, viel an Vergangenes zu denken, es kommt nichts mehr zurück. Und was nützt es, sich den Kopf über die Zukunft zu zerbrechen. Es kommt meistens eh anders als man denkt. Ein heute noch schöner roter Apfel, kann morgen schon voller Maden sein. Darum bin ich, ohne überheblich zu sein, die wichtigste Zeit der Menschen. Nur, wer jeden Tag allgegenwärtig lebt, ist glücklich.“ 

Die Vergangenheit und die Zukunft sahen einander an und konnten dem nichts erwidern.


 

 

Gedanken über Jesus

 

Copyright 2010 Bernhard Ka

 

Es steht geschrieben, dass Jesus Gottes Sohn ist und er ihn schickte, um die Menschen von ihren Sünden zu befreien.

Dieser Mythos ist ein Irrglaube.

Wie kann es sein, dass Gott einen Sohn hatte. Gott ist kein menschliches Wesen, folglich konnte er auch nicht zeugen. Mit wem hätte er es auch tun sollen. Gott hatte keine Frau.

Jesus war das Kind von Maria und Joseph.

In reiferen Jahren beschäftigte er sich mit dem Alten Testament. Er kam zu der Erkenntnis, dass die Bibel in der bestehenden Fassung nicht mehr zeitgemäß war und grundlegender Erneuerung bedurfte.

Er war der Überzeugung, dass es in der Welt nicht weiter mit „Auge um Auge …“ zugehen dürfte. Für ihn war die Zeit gekommen, von der Liebe zu predigen, um die Menschen auf den richtigen Weg zu bringen. Der Weg des Verständnis, der Toleranz, der Barmherzigkeit, der Achtung dem Anderen gegenüber. 

Jesus fing an zu predigen und lebte seine Überzeugung, wo immer er war.

Diese Erneuerung erschreckte die alten, erstarrten Ansichten der Priester. In ihrer Welt war kein Platz für Neues. Sie empfanden Jesus als große Gefahr, der ihre alten Werte in Frage stellte. Ihre Angst vor dem Neuen wurde größer, als sie bemerkten, dass sich andere Menschen mit ihm verbündeten, Jesus Überzeugung folgten.

Sie schmiedeten den Plan, Jesus als König der Juden zu bezeichnen. Ihn als Gotteslästerer hinzustellen und somit unglaubwürdig im Volk zu machen.

Das Volk, engstirnig und getäuscht von den Lügen der Priester, wollte keinen Ketzer als neuen König und forderte den Tod von Jesus. 

Die Priester hatten freie Hand und verurteilten Jesus zum Tod am Kreuz.

Jesus ist für seine Überzeugung gestorben und nicht für die Sünden der Menschen. 

Das ist nur ein Mythos, den die Menschen erfunden haben, um ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen. Sie haben ihn zum Märtyrer erklärt, um sich von Schuld frei zu fühlen.

Jesus ist seit 2000 Jahren Tod, aber seine Überzeugung, dass nur die Liebe der Weg zu einer friedlichen Welt ist, lebt bis heute weiter.