An dieser Stelle werde ich von Zeit zu Zeit meinen Unmut über Geschehnisse äußern, die, wie ich meine, veröffentlicht werden müssen.
30.03.2010
Ich erhielt Ende März von der Frankfurter Verlagsgruppe einen Brief mit folgendem Wortlaut (verkürzte Wiedergabe):
Ihr in der 'Frankfurter Bibliothek' veröffentliches Gedicht wurde zum Abdruck in der Klassikerausgabe 'Die besten Gedichte' ausgewählt. In dieser Auflage werden die ausdruckvollsten Gedichte der 'FrankfurterBibliothek' zusammengeführt. Für Ihr Gedicht wurde eine Buchseite reserviert, für die Sie auch noch ein neues, unveröffentliches Gedicht einreichen können. (Oh,welche eine Freude ). Die Auflage wird anfänglich 10.000 Exemplare betragen. Der Ladenpreis wird mit 14,80 € preiswert sein.
(Und jetzt kommt 's)
Beteiligte Autoren nehmen 30 Exemplare zum Ladenpreis ab (das sind mal eben so locker 444,- € für eine Buchseite, preiswert!) und erhalten ein einmaliges Autorenhonorar von 50,- € inkl. 7% MwSt. (Wie großzügig!!) Aus etwa 16.000 Gedichten der 'Frankfurter Bibliothek' wurde Ihr Gedicht ausgewählt. (Welch eine Ehre!!)."
Was ich von der ganzen Sache gehalten habe, können Sie in dem Brief nachlesen, den ich umgehend an den Verlag schickte.
Werte Damen und Herren,
als ich Ihren Brief geöffnet und die ersten Zeilen gelesen hatte, füllte sich mein Herz mit Freude. Nachdem ich aber den Brief zu Ende gelesen hatte, war mein erster Gedanke: 'Diese Arschlöcher, versuchen mit schönen Worten mir das Geld aus der Tasche zu ziehen, um damit Ihr nächstes Buchprojekt zu finanzieren'.
Und genau, darum geht es.
Sie gaukeln den Autoren vor, wie toll ihre Gedichte sind und zu den Besten der Besten gehören, die ausgesucht wurden, in Ihrem ‚ach’ so tollen Buch veröffentlicht zu werden.Wenn man aber zwischen den Zeilen liest, wird einem ganz schnell klar, dass es sich hier um einen verdeckten Kostenzuschuss für die Autoren handelt, den Sie uns schön verpackt als etwas Besonderes anbieten. Für wie blöd halten Sie uns Autoren eigentlich? Entweder ist Ihr Verlag kurz vor der Pleite oder Ihre Gier nach Geld ist so unendlich groß, dass Sie skrupellos den Wunsch des Autors nach Erfolg für Ihre unseriöse Geschäftspolitik ausnutzen. Ich finde das ziemlich niveaulos und beschämend für einen renommierten Verlag wie Ihren.
Folgendes habe ich auf Ihrer Webseite gefunden:
Wir, der FRANKFURTER LITERATURVERLAG, widmen uns ganz den großen Traditionen der deutschen Literatur und fördern vor allem neue Autoren deutscher Sprache. Aus unserer historischen Verpflichtung heraus haben wir uns als Verlag für das Wagnis entschieden, am Markt noch uneingeführten Autoren, die Chance auf eine Buchveröffentlichung zu ermöglichen.
Wie sieht es denn in der Wirklichkeit aus? Wenn der Autor sich nicht mit einem horrenden Zuschuss an der Publikation seines Buchprojekts beteiligt, hat er doch gar keine Chance, veröffentlicht zu werden.Was Ihr Verlag macht, ist in meinen Augen nur Heuchelei, um mit ruhigen Gewissen, falls Sie überhaupt noch eins haben, von sich behaupten zu können, wir tun etwas für neue Autoren, „aus der historischen Verpflichtung heraus,“ haha, da kann ich ja nur lachen. Im Übrigen, was soll ich mit 30 Buchexemplaren? Sie mir in die Tasche stecken und damit hausieren gehen? Ich bin der Autor und kein Buchhändler. Das liegt ja wohl in Ihrem Zuständigkeitsbereich. Aber Sie wollen es sich ganz einfach machen; der Autor soll das Buch schreiben, anschließend für die Druckkosten aufkommen und es zu guter Letzt auch noch verkaufen, damit Sie die kräftigen Gewinne einstreichen können. Und als Höhepunkt Ihrer Unverfrorenheit, bieten Sie die Bücher für den Ladenpreis an und als Dankeschön für den ganzen Aufwand wollen Sie großzügigerweise ein Honorar von 50,- € erstatten, inkl. 7 % MwSt. Ich glaube Sie ticken nicht mehr ganz richtig. Ihr Verlag ist weniger Wert, als das Papier auf dem dieser Brief gedruckt wurde. Ich wünsche den Damen und Herren in Ihrer Chefetage, dass sie an der unendlichen Gier nach Geld ersticken werden.
Über einen weiteren Vorfall möchte ich ebenfalls berichten.
07.04.2010
Die 'Deutsche Literaturgesellschaft' brüstet sich auf ihrer Webseite mit der Philosophie:
"Zweck der Gesellschaft ist die Förderung deutschsprachiger Literatur und die Förderung neuer Autoren"
Um das genauer zu checken, hatte ich das Manuskript meines neuen Buchprojekts der 'Deutschen Literaturgesellschaft' zur Begutachtung geschickt.
Zwei Wochen später bekam ich dann folgenden Brief:(verkürzte Fassung)
"Die Lektorenkonferenz hat sich dafür entschieden, Ihr Buch zu veröffentlichen! (Wieder große Freude!!).
Die Verlagsleitung hat heute dieser Entscheidung zugestimmt, so dass ich Ihnen die freudige Nachricht überbringen darf. (Echt geil!). Von den etwa 350 monatlich eingereichten Manuskripten schaffen es durchschnittlich vier zur Buchveröffentlichung. (Eh, ich bin gut, ich bin spitze!!) Wir veröffentlichen neben berühmten Autoren auch neue, unbekannte Autoren. Der Vorteil liegt auf der Hand : Die Publikationen unseres Verlages werden im Buchhandel und in der Öffentlichkeit wahrgenommen, wodurch auch unbekannte Autoren in einem Umfeld publiziert werden, das ihrem Buch die verdiente Aufmerksamkeit verschafft. (Hört, hört, Interessant! Und jetzt kommt der Pferdefuß).
Für die Veröffentlichung Ihres Buches ist eine Beteiligung an den Kosten durch Sie als Autor notwendig. (Komisch, davon stand gar nichts in ihrer Webseite). Nur so können wir die Projekte,die wir gerne verwirklichen möchten, gemeinsam zum Erfolg bringen. (Hört sich erstmal gut an!). Dafür erhalten Sie von uns eine anspruchsvolle Gestaltung und Ausstattung Ihres Buches und ein professionelles Marketing. (Das lob ich mir!). Sie können wählen, ob Sie eine gehobenere Ausstattung als Hardcover wünschen oder Sie sich lieber für die kostengünstigere Variante als Taschenbuch entscheiden, damit die Veröffenlichung nicht an den Kosten scheitert. (Aber Hallo, natürlich die gehobenere Austattung, ich bin doch spitze!). Auf Wunsch finanzieren wir das Projekt auch komplett vor und Sie haben die Möglichkeit,(sich total zu verschulden) bereits am Buchverkauf zu verdienen und können die Investition in Raten zahlen.(Wie edel). Es freut mich, dass Sie durch die Veröffentlichung 'Mitglied' unserer Literaturgesellschaft werden.(Geschenkt).
Und jetzt kommt der krönende Abschluss, die Finanzierung. Halten Sie sich fest! Für ein Buch, besser gesagt ein Büchlein, mit ca. 60 - 70 Seiten, ohne Bilder oder Grafiken wurde folgendes verlangt:
Harcover(Gebunden) Honorar: 55% vom Ladenpreis, Auflage: unbegrenzt, Erstauflage 1.000 Stück, Freiexemplar: 30 Stück
Autorenrabatt: 35%, Publikationskosten: 14.681,13 €
Softcover (Taschenbuch) Honorar: 53% vom Ladenpreis, Auflage: unbegrenzt, Erstauflage 1.000 Stück, Freiexemplare: 20 Stück
Autorenrabatt: 30%, Publikationskosten: 8.619,22 €
Aber es kommt noch besser, dass großzügige Finanzierungsangebot!
Finanzierungsangebot Hardcover
72 Monate: 210,16 € monatlich Nominaler Jahreszins 4,84%
54 Monate: 268,22 € monatlich Nominaler Jahreszins 4,84%
36 Monate: 384,64 € monatlich Nominaler Jahreszins 4,84%
72 Monate Zinsen gesamt 3.487,81 € Restschuld 5.324,16 €
54 Monate Zinsen gesamt 2.579,63 € Restschuld 5.566,29 €
36 Monate Zinsen gesamt 1.700,66 € Restschuld 5.826,81 €
72 Monate Gesamtaufwand 19.171,20 €
54 Monate Gesamtaufwand 20.050,17 €
36 Monate Gesamtaufwand 20.958,33 €
Effektiver Jahreszins 4,95%
Ja, meine lieben Leser, dass ist profitorientiertes Marketing eines Verlages der unbekannte Autoren fördert.